In meinem Song „Der Mythos des Sisyphos“ heißt es: „Die Welt ist keine Scheibe, wir dreh´n uns um uns selbst“. Was hat das mit Galileo Galilei zu tun und was soll damit ausgesagt werden?
Galileo Galilei war der bedeutendsten Wissenschaftler der frühen Neuzeit, dessen Arbeiten die Sichtweise der Menschheit auf das Universum grundlegend veränderten. Galileo spielte eine zentrale Rolle in der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts, insbesondere durch seine Verteidigung des heliozentrischen Weltbilds, das besagt, dass die Erde und die anderen Planeten um die Sonne kreisen. Diese Erkenntnis führte zu einem historischen Wandel des menschlichen Verständnisses von der Welt – von der einst verbreiteten Annahme, die Erde sei eine flache Scheibe, bis zur heutigen Erkenntnis, dass sie rund ist.
Galileos Verteidigung des heliozentrischen Weltbilds führte zu einem berühmten Konflikt mit der römisch-katholischen Kirche. 1616 verurteilte die Kirche das kopernikanische System als formal häretisch, weil es im Widerspruch zur biblischen Darstellung des Universums stand. Galileo wurde aufgefordert, die Lehre nicht mehr zu unterstützen, was er zunächst auch tat. 1632 veröffentlichte er jedoch sein Werk „Dialog über die zwei wichtigsten Weltsysteme“, das eine Verteidigung des heliozentrischen Modells darstellte. Daraufhin wurde er von der Inquisition angeklagt und für schuldig befunden. Dennoch hatte Galileo aus heutiger Sicht mit seinem Ausspruch „Und sie dreht sich doch“ natürlich recht.
Die Welt ist komplex und vielschichtig. Sie ist weit entfernt von einer simplen oder eindimensionalen (flachen) Sichtweise. Das Leben ist voller Komplexitäten und Nuancen, die über einfache Erklärungen oder Schwarz-Weiß-Denken hinausgehen. So ist es kaum verwunderlich, wenn der einzelne, wie es im Song „Der Mythos des Sisyphus“ heißt, „vieles (…) nicht versteh“t. Häufig dreht sich unser Leben nicht mehr um die Sonne, um Gott, sondern wir drehen uns wie die Erde um uns selbst. Seit der Zeit der Aufklärung ist es nicht mehr Gott und die Kirche, die Regeln vorgeben und uns Menschen Sinn geben. „Gott ist tot„, wie der Philosoph Freidrich Nietzsche treffend der modernen Gesellschaft disgnostiziert. Um einer Sinnlosigkeit zu begegnen, müssen wir unsere moralischer Werte selbst definieren und uns auf die Suche nach neuen Wegen der Sinnstiftung in einer Welt, in der die traditionellen Ankerpunkte ihre bindende Kraft verloren haben. Denn wir Menschen stecken Albert Camus zur Folge in einem absurden Dilemma: Wir suchen – und brauchen vielleicht sogar – einen Sinn im Leben, obwohl es diesen objektiv betrachtet gar nicht gibt.